Bei der Überlegung, wie eine möglichst artgerechte Katzenhaltung aussehen kann, muss natürlich in Betracht gezogen werden, wie die Katze in der Natur lebt, welche Bedürfnisse sie hat und wie der Katzenhalter ihr nicht erfüllbare Dinge am besten nachbilden kann.
Eine gute Lektüre zu diesem Thema ist das Buch "Katzenseele" von Paul Leyhausen (Professor für Verhaltensforschung, der sich über Jahrzehnte mit dem Wesen und Sozialverhalten von Katzen beschäftigt hat) und dessen Titel ich hier übernommen habe.
Ein weiteres noch viel wichtigeres Buch möchte ich jedem Katzenhalter empfehlen, da es eine sehr gute Einsicht in das Wesen Katze gibt und mit einigen Mißverständnissen und typischen Problemen umgeht: "Tipps von der Katzenflüsterin" von Mieshelle Nagelschneider. Ein wirklich sehr lesenswertes Buch!
Eine der ersten Fragen, die sich bei der Katzenhaltung stellt, ist die Frage: Freigang oder nicht?Wenn die Katze Freigang bekommt, brauche ich als Katzenhalter vermutlich nicht mehr viel weiter überlegen, denn dann wird die Katze draußen alle ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können und vorwiegend zum Fressen und Ausruhen nach hause kommen.
Gerade diese Frage ist aber unter Katzenliebhabern wohl einer der umstrittensten Fragen.
Ich habe in meinem Leben lange Jahre freilaufende Katzen gehalten und es war für mich damals die einzig artgerechte Haltung. Katzen, die nur in der Wohnung leben, habe ich bemitleidet.
Über die Jahre hatte ich einige Freigänger-Katzen, die meist aus dem Tierheim oder "vom Bauernhof" kamen. Tatsache ist, daß es nur einen Kater unter diesen Katzen gab, der länger als drei Jahre (dieser Kater wurde 8 Jahre, bevor er an einem Virus verstarb) mein Leben geteilt hat. Alle anderen waren vorher verschwunden oder tot, wobei das "verschwunden" wesentlich häufiger der Fall war. Ich wohnte übrigens zu dieser Zeit auf dem Land und meine Katzen waren grundsätzlich kastriert und geimpft, womit ich einige Risiken ja schon mal minimiert hatte.
Trotzdem entspricht die Statistik in Deutschland leider meinen Erfahrungen, denn statistisch lebt die Katze mit ungesichertem Freigang nur zwei Jahre. Ich höre förmlich die Freigänger-Fraktion rufen "aber meine Katze läuft frei und ist schon vier, fünf, sechs..."
Ja, natürlich, es gibt immer wieder Katzen, die dieses Glück haben - Gott sei Dank !!! Es ist aber einfach eine Tatsache, dass der Schnitt eben bei zwei Jahren liegt.Die Gefahren, die auf eine freilaufende Katze lauern, sind sehr vielfältig. Allem voran steht natürlich das Überfahren-Werden und wie oft sieht man totgefahrene Katzen am Straßenrand liegen?
Auch sind nicht selten Rattengift, bzw. vergiftete Mäuse und Ratten oder ähnliche (des öfteren auch vom katzenhassenden Nachbarn stammende) "Fallen" das Todesurteil für die Freigänger-Katze.
Dann gibt es in den ländlichen Regionen noch die Jäger, denen auch nicht selten eine Katze zu Opfer fällt und nicht zuletzt sind leider nach wie vor Tierfänger unterwegs, was ich für das schlimmste Schicksal halte, das einer Katze widerfahren kann. Neben den "echten" Tierfängern gibt es übrigens eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Menschen, die eine zutrauliche Katze einfach mitnehmen, weil sie ihnen gefällt und sie fortan als ihr eigen betrachten. Auch das ist mir mit einer sehr hübschen Schildpatt-Katze passiert. Nun gut, da ich es herausgefunden habe (leider nur DASS, da es beobachtet worden ist, nicht aber WER), wußte ich hier zumindest, daß die Katze vermutlich nicht das schlechteste Los getroffen hat. Wieder bekommen habe ich sie natürlich nicht.
Trotz aller Gefahren kann man natürlich auf dem Standpunkt stehen, daß nur der Freilauf für die Katze artgerecht ist und der Standpunkt entbehrt auch nicht ausreichender Argumente.
Sicherlich sollte man eine Katze, die den Freilauf kennt und gewöhnt ist, nicht mehr in einer Wohnung oder im Haus einsperren, aber das wird auch nur in den seltensten Fällen gelingen, denn die meisten an Freilauf gewöhnten Katzen wehren sich heftigst gegen das Eingesperrt-Sein und spätestens, wenn sie anfangen, aus Protest unsauber zu werden, wird das Unterfangen dann wohl aufgegeben.Wie ist es aber nun mit Katzen, die nie Freilauf hatten? Inwieweit vermissen sie die Freiheit wirklich? Diese Frage ist natürlich schwierig zu beantworten, da wir die Katzen nicht einfach fragen können. Die meisten Wohnungskatzen, die ich kenne (und das sind Katzen, die eben nie Freigang kennengelernt haben) wirken sehr zufrieden und zeigen keinerlei Anstalten, umbedingt nach draußen zu wollen, sobald eine Tür aufsteht. Das trifft auch auf meine Katzen zu. Mir sind schon mehrfach mal Katzen entwischt, aber sie kamen alle recht schnell zurück und ließ sich sozusagen "gerne" wieder einsperren.
Auf jeden Fall muß man sich bei der Wohnungskatze schon ein bißchen mehr Gedanken machen, ihr in dem beschränkten Lebensumfeld eine möglichst artgerechte Umgebung zu schaffen.
Dazu gehört als erstes, daß die Wohnung nicht zu klein sein sollte. Ein Ein-Zimmer-Appartement ist als lebenslanges Domizil für eine Katze nicht geeignet. Zwei Zimmer sind wohl das absolute Minimum und je mehr, desto besser.
Begrüßenswert ist zudem ein Außenbereich in Form eines vernetzten Balkons oder zumindest eines Fensters zum Frischluft-Schnappen oder wenn sogar ein kleines oder auch größeres Gehege angeboten werden kann, aber diese Möglichkeit ist natürlich oft nicht gegeben.
Diese Ausführungen sollen lediglich eine Anregung darstellen, nicht eine Bedingung für Katzenhaltung. Es ist auch in bescheideneren Formen möglich, eine Wohnungskatze zufrieden zu stellen.Vor allem sollte man sich vor Anschaffung der Katze klar machen, daß auch eine große Wohnung oder ein Haus nicht viel nützt, wenn es viele "Tabu-Zonen" gibt, d.h. die Frage ist: Können alle Bewohner damit leben, daß die Katze überall ist und dementsprechend z.B. überall ihre Haare verteilt, einen Kratzer auf einem Möbelstück hinterläßt oder auch mal etwas umwirft?
Diese Frage ist sehr wichtig, denn es ist grausam, wenn die Katze Stück für Stück ein Zimmer nach dem anderen verliert. Wer eine Katze halten möchte, sollte mit den "Folgen" leben können und wo Tiere sind, da sieht es eben auch nach Tieren aus. Katzenhaltung ohne Spuren gibt es nicht!
Von daher ist wohl auch die schicke Designer-Wohnung nicht unbedingt geeignet (zumal Katzen ein wenig Unordnung lieben und zu kahle Wohnungen, die keinerlei Verstecke oder "Eckchen" bieten, ihrer Natur völlig widersprechen), es sei denn die Besitzer können damit leben, der Katze zuliebe einige Zugeständnisse zu machen und zu lächeln, wenn auf dem schicken Designer-Möbel eine Kratzspur der letzten "wilden Jagd" verbleibt.
Platz für mindestens einen Kratz- und Kletterbaum sollte es auf jeden Fall geben und je mehr geeignete Kratzstellen die Katze hat, um so weniger wird sie am Sofa oder anderen Möbeln kratzen. Das Kratzen ist im Übrigen nicht nur - wie fälschlicherweise oft behauptet - ein Schärfen der Krallen, sondern auch eine Markierung. Deswegen kann sich eine Katze auch nur schwer mit einer einzigen Stelle abfinden, an der sie kratzen darf. Aus dem gleichen Grund ist es auch nicht sinnvoll, den Kratzbaum in die hinterste Ecke der Wohnung zu stellen, denn die Katze will ihre Markierung an den "Laufwegen" setzen. Ein Kratzbaum, der weit weg von den täglichen Laufstrecken steht, kann dann leicht uninteressant sein, wo doch das Sofa so schön zentral steht.
Trotz Kletterbaum ist es unsinnig, der Katze verbieten zu wollen, auf Schränke oder Regale zu klettern, denn es ist nun mal ihre Natur von höher gelegenen Plätzen die Umgebung im Auge behalten zu wollen und wenn die Wohnung der Lebensraum der Katze sein soll, sollte sie das auch dürfen. Trotzdem kann man natürlich an gewissen Stellen Einhalt gebieten und meine Katzen wissen sehr wohl, dass sie nichts auf dem Eßtisch zu suchen haben, genauso wie es eine Tabu-Zone auf der Arbeitsplatte in der Küche gibt und das kann man Katzen sehr wohl beibringen.Ich halte es sogar für verkehrt, der Katze ALLES zu erlauben, denn es entspricht völlig ihrer Natur, dass eine ranghöhere Katze (wir) ihr bei bestimmten Tätigkeiten Einhalt gebietet oder sie von bestimmten Plätzen vertreibt. Bekommt sie nie ein "Nein" und lebt dann auch noch als Einzelkatze, wundern mich neurotische Verhaltensweisen nicht.
Katzen sind Jäger und das Jagen ist ein Instinkt und ein Trieb, den natürlich auch die Wohnungskatze hat. Erst dieser Trieb ist es ja, der Katzen so verspielt macht und uns so viel Vergnügen bereitet. Die Katze braucht das Spiel, um den angestauten Jagdtrieb abzureagieren. Das Spielen ist der Ersatz für die Jagd. Die einzelnen Antriebe sind dabei bei der Katze unabhängig, d.h. es gibt z.B. den Trieb, sich an ein Beutetier anzuschleichen und es dann mit einem Satz zu packen. Ist dieser Trieb bei der Katze gerade besonders gestaut, kann es sein, dass sie völlig unvermittelt irgend etwas - ein herumliegendes Spielzeug oder auch die Teppichkante - belauert, sich anschleicht und mit einem Satz drauf zuspringt, die Beute packt...und dann plötzlich wieder losläßt und sich einer ganz anderen Beschäftigung widmet. Es ging gerade auch nur darum, diesen einen Trieb abzureagieren.
Jeder der Katzen hat, kennt diese Szenen. Ein andermal hat die Katze das dringende Bedürfnis, das Beutetier mit der Pfote aus einem Loch zu angeln und da ihre Spielzeugmaus nicht von alleine flüchtet, schiebt die Katze sie eben erst mal in das Loch hinein (und es gibt Dutzende von Mauselöchern in Wohnungen - von "unter dem Teppich" über "in die Zeitung" bis hin zu "in den Schuh"), nur um sie danach auch wieder rauszuangeln.
Es ist nicht wirklich schwer, der Katze einen Ersatz für das Jagen zu bieten. Es reicht aber auch nicht, der Katze nur Spielsachen hinzulegen, zumal sie mit einfachen Papierknäulen, an Bindfäden gebundenen kleinen Gegenständen oder dem beliebten verhedderten Wollknäul (Achtung, dass sie sich nicht selbst stranguliert. Sollte nur unter Aufsicht gegeben werden!) meist genauso gern spielt, so daß es an sich nicht nötig ist, Geld für "Katzenspielzeug" auszugeben.
Auch die mittlerweile auf dem Markt befindlichen "Catch-Modelle", in denen ein Bällchen so im Spielzeug befestigt ist, dass die Katze es bewegen, aber nicht herausholen kann, sind nicht ausreichend. Nichts gegen solche Spielsachen. Die meisten Katzen spielen in der Tat sehr gerne damit, aber es sollte nicht das Spiel mit dem Menschen ersetzen.
Der geliebte Mensch am anderen Ende des Spielzeugs ist der Katze immer das liebste und bietet eben auch lebendige Bewegung, statt der doch stereotypen immer gleichen Bewegung der Catch-Modelle.Und natürlich ist es auch einfach Zuwendung, die die Katze genießt. Eine wirklich lohnende Anschaffung an Katzenspielzeug sind diverse Katzen-Angeln (man kann sie natürlich auch aus einem Stock oder Stab, Bindfaden und einem Bällchen oder ähnlichem selber basteln), mit denen auch ein raumgreifenderes Spielen möglich ist, da die Angel den Arm eben je nach Größe um einen bis zu zwei Metern verlängert und man die Katze so durch den Raum "jagen" kann.
Beim Spielen sollte darauf geachtet werden, daß die Katze zwischendurch Erfolgserlebnisse hat, also den Gegenstand, dem sie hinterherjagt, auch mal fängt. Es ist zwar meistens so, daß Katzen so geschickt sind, daß sie ihn öfter fangen, als der Mensch es überhaupt möchte, aber bei einer sehr jungen noch tollpatschigen Katze oder einer älteren, nicht mehr so agilen sollte auf regelmäßigen Erfolg der Katze geachtet werden. Insbesondere trifft das auf das Spiel mit dem Laser-Pointer zu, denn hier hat die Katze tatsächlich nie Erfolg und das kann für sie sehr frustrierend sein. Daher sollte hier immer zwischendurch und zum Abschluss mit einer real fangbaren Beute gespielt werden!
Eine besondere Art des "Spiels" ist das Katzenclickern. Mit dem Clickern wird die Katze nicht nur beschäftigt, sondern auch gefordert und geistig wach gehalten. Clickern hier hinreichend darzustellen, würde den Rahmen sprengen. Deswegen beschränke ich mich darauf, das Prinzip deutlich zu machen (bei weiterem Interesse am Katzenclickern helfe ich mit Infos gerne weiter, einfach Email schreiben oder anrufen).
Die Grundlage des Clickerns ist zunächst die klassische Konditionierung der Katze auf ein Geräusch, nämlich das "Click" des Clickers (ein Clicker ist im Grunde das Gleiche, wie die Knackfrösche, die man aus Kindertagen kennt. Man kann natürlich auch mit diesen Knackfröschen oder auch einem Zungenschnalzen clickern. Das Geräusch muß aber immer gleich sein).
Diese Konditionierung ist mit Hilfe von Leckerchen sehr einfach und funktioniert bei den meisten Katzen sehr schnell. Bewaffnet mit Leckerlies setze ich mich vor die Katze, gebe ihr ein Leckerlie und mache gleichzeitig "Click".
Die meisten Katzen haben nach sehr kurzer Zeit begriffen, daß "Click" heißt, es gibt ein Leckerlie und verbinden dieses "Click" mit Belohnung.Die Konditionierung auf das Geräusch ist deswegen wichtig, weil im Verlauf der weiteren Übungen oft nicht die Möglichkeit besteht, der Katze sofort ein Leckerlie zu geben (z.B. weil die Übung daraus besteht, daß sie auf etwas rauf- oder runterspringen soll und wenn sie das tut, die Entfernung von der Hand mit Leckerlie zur Katze zu groß ist). Es ist aber absolut wichtig, daß die Belohnung in dem Moment erfolgt, in dem die Katze das gewünschte Verhalten zeigt und nicht einen Moment später. Deshalb konditioniert man erst die Katze auf das "Click" und später bei den Übungen macht es dann nichts, wenn sie das Leckerlie erst kurz danach bekommt, weil für sie das "Click" schon die Belohnung ist.
Ist die Katze zuverlässig auf das "Click" konditioniert, kann mit der ersten Übung begonnen werden, d.h. die Katze bekommt das Leckerlie nicht mehr einfach so, sondern erst wenn sie ein gewünschtes Verhalten zeigt.
Die ersten Übungen sollten natürlich sehr einfach sein und erst mit der Zeit können schwierigere Anforderungen gestellt werden. Zum Beispiel kann die erste Übung so aussehen, daß ich einen Bleistift oder ähnliches in das Sichtfeld der Katze halte. Ziel der Übung ist, dass die Katze den Bleistift mit der Nase anstubst. Viele Katzen werden das aus Neugier sowieso sofort tun. Dann sofort "Click" und Belohnung. Bei anderen Katzen mag es notwendig sein, erst mal das Nähern an den Bleistift zu belohnen, d.h. sobald die Katze eine Bewegung auf den Bleistift zu macht, "Click" und Leckerlie.
Wichtig ist, dass die Katze etwas TUT. Auch hier wird es bei den meisten Katzen nicht lange dauern, bis sie kapiert haben, dass sie den Bleistift anstubsen sollen.
Das Lustige beim Clickern ist, dass für die Katze die ganze Sache eigentlich anders herum aussieht. Sie "denkt" nämlich, dass sie uns manipuliert. "Wow, wenn ich den Bleistift anstubse, löse ich damit aus, dass Herrchen/Frauchen mir ein Leckerlie gibt. Das mache ich doch gleich noch mal". Im Verlauf von mehreren Clicker-Sessions kann ich damit ein Verhalten, das die Katze zufällig gerade zeigt, clickern, um daraus eine Übung zu machen. Springt die Katze z.B. gerade auf einen Stuhl "Click" und Belohnung. Danach löse ich z.B. mit der bereits gelernten Übung "Anstubsen des Bleistifts" aus, dass die Katze wieder von dem Stuhl herunterspringt, da der Bleistift sich nicht in ihrer Reichweite auf dem Stuhl befindet. Sie stubst den Bleistift an "Click" und Belohnung. Wenn nun der Bleistift so über den Stuhl gehalten wird, dass die Katze ihn nur erreicht, wenn sie wieder raufspringt, werden viele Katzen das sehr schnell begreifen und wieder auf den Stuhl springen. "Click" und Belohnung und schon sind wir in der zweiten Übung ein Stück weiter und über kurz oder lang hat die Katze gelernt, daß sie mit "auf den Stuhl springen" uns manipulieren kann, ihr ein "Click" und ein Leckerlie zu schenken.
Wer eine Weile mit seinen Katzen clickert, wird erleben, dass sie recht einfallsreich werden, um das ersehnte "Click" zu bekommen und Handlungen anbieten, aus denen schöne Übungen werden können, bis dahin, dass der Katze kleine Kunststücke beigebracht werden können.
Was ist der Sinn?
Nun, zum einen Beschäftigung und Anregung für die Katze und die meisten Katzen clickern mit Begeisterung, zum anderen kann man auf diesem schönen Wege seine Katze natürlich auch "erziehen".
Hierfür möchte ich noch ein Beispiel geben: Es stört den Katzenhalter z.B. daß seine Katze ihm während der Futterzubereitung ständig zwischen den Füßen herumläuft oder gar auf die Arbeitsplatte oder den Tisch springt. Das kann ich nun einerseits mit Verbot belegen und so die Katze dazu bringen, das unerwünschte Verhalten zu lassen. Wie erfolgreich das ist, hängt von Geschick, Geduld und Konsequenz des Katzenhalters, sowie vom Charakter der Katze ab.
Ich könnte aber auch, statt ein unerwünschtes Verhalten einfach nur zu verbieten, ein erwünschtes Verhalten als Ersatz "anclickern", indem ich z.B. die Katze auf einen Küchenstuhl clicker, d.h. wenn sie z.B. grade auf dem Weg zum Tisch auf den Stuhl springt "Click" und Belohnung. Springt sie danach auf den Tisch, clicker ich sie in bereits geübter Weise wieder auf den Stuhl und das solange, bis sie dort sitzen bleibt. Erst dann fahre ich mit der Futterzubereitung fort. Es wird in der Realität wahrscheinlich nicht ganz so schnell und reibungslos ablaufen, wie es jetzt hier klingt, zumindest nicht bei jeder Katze, aber es ist möglich, letztendlich erfolgsversprechender und auch viel angenehmer für beide Seiten als die Verbote.Insgesamt sollte beim Clickern immer beachtet werden, dass man es langsam macht (wobei Katzen da sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten des Lernens zeigen, also Katze genau beobachten und sich ihrer Geschwindigkeit anpassen), dass eine Übung erst komplett sitzen sollte, bevor man mit der nächsten anfängt und daß man nicht zu lange am Stück clickert (am Anfang reichen ein paar Minuten), eben insgesamt die Katze nicht überfordert und ihr damit das Clickern verleidet.
Neben der Beschäftigung mit dem Menschen brauchen Katzen auch Beschäftigung mit ihresgleichen, denn kein Mensch kann einen Katzenkumpel ersetzen.
Katzen sind sehr wohl kommunikativ gegenüber anderen Katzen, es gibt regelrechte Katzenversammlungen (deren Sinn man bisher noch nicht wirklich herausgefunden hat) und es gibt auch richtige Katzenfreundschaften.
Gerade die Maine Coon ist eine sehr gesellige Katzenrasse, so daß es bei Wohnungshaltung für mich unabdingbar ist, Katzen nur zu zweit oder mehreren zu halten. Was immer wir auch tun, eine andere Katze können wir doch nicht wirklich ersetzen und die Wohungskatze kann ohne eine zweite Katze nie ihre typischen kätzischen interaktiven Verhaltensweisen ausleben.
Es gibt zwar auch Katzen, die allein gehalten werden möchten und im Zusammenleben mit anderen Katzen sehr schwierig sind oder ihren Unmut durch Unsauberkeit etc. deutlich machen. Diese Katzen sind aber in der Minderzahl und eher die Ausnahme. In den meisten Fällen werden Wohnungskatzen glücklicher, wenn sie eine andere Katze zur Gesellschaft haben und sehr oft entstehen dann wirklich gute Katzenfreundschaften.Je größer allerdings eine Gruppe von Katzen in einem Haushalt wird, umso schwieriger wird dann auch das Zusammenleben. Dies steht und fällt natürlich auch mit dem Platzangebot und mit dem Charakter der Katzen.
Die Beispiele, in denen eine größere Gruppe von Katzen friedlich zusammenlebt, sind keine Einzelfälle. Es ist möglich, oft funktioniert es, oft aber auch nicht. Auf jeden Fall erfordert es vom Katzenhalter sorgfältige Beobachtung, denn manchmal wird ein Tier in der Gruppe unterdrückt, ohne daß dies direkt auffällt.
Gerade bei Schwierigkeiten in der Katzengruppe kann ich das oben bereits erwähnte Buch von Mieshelle Nagelschneider wärmstens empfehlen. Ihre Grundaussage, dass Katzen ressourcenorientiert sind und ihre darauf abgestimmten Lösungen bei Problemen, sind wirklich Gold wert.
Die Ressourcen, um die es dabei geht, sind im wesentlichen: Futter, Wasser, Klo, Ruheplätze, Mensch.
Wenn man darauf achtet, dass jede Katze in der Gruppe zu allen Ressourcen ausreichend Zugang hat, dann hat man schon viele Stolperfallen für Streit und Probleme ausgeräumt. Ein typisches Beispiel wäre, dass in einer größeren Katzengruppe nicht alle Katzenklos an einem Ort stehen sollten, sondern es mindestens zwei oder noch mehr Orte gibt, denn wenn der eine Ort durch eine im Weg sitzende ranghöhere Katze versperrt ist, braucht man sich nicht wundern, wenn die gemobbte Katze dann ihr Geschäft stattdessen woanders verrichtet.
Mit Freß- und Ruheplätzen ist es natürlich ähnlich und so kann durch das Achten auf ausreichend zugängliche Ressourcen für alle Katzen große Entspannung in der Gruppe herbeigeführt werden.